Notizbuch Evangeline

Im majestätischen Château de Chantilly im französischen Oise befindet sich das Musée Condé. Es umfasst grosse Sammlungen mit Drucken, Zeichnungen, Skulpturen, Porzellandekor und anderen herausragenden Beispielen der dekorativen Kunst sowie eine Bibliothek mit über 1.500 antiken Manuskripten. Henri d’Orléans vermachte das gesamte Museum dem Institut de France unter der Bedingung, dass die Sammlung nur in Chantilly gezeigt und die Ausstellungsräume nie verändert werden dürften. Und so bietet dieses einmalige Museum den knapp 250.000 Besuchern, die heute jährlich dorthin kommen, das gleiche Erlebnis wie bei seiner Eröffnung im Jahr 1898.Ein besonders einzigartiges Werk innerhalb der Sammlung des Museums ist die Evangelica praeparatione, eine Einführung in das Christentum, die der Apologienverfasser Eusebius irgendwann im 3. oder 4. Jahrhundert schrieb. Auf Deutsch ist es als Die Vorbereitung auf das Evangelium bekannt und enthält Aufzeichnungen von historischen und philosophischen Schriften der damaligen Zeit, die nirgends sonst überliefert sind. So ist Pyrrhos Übersetzung der Buddhistischen Drei Daseinsmerkmale, auf die sich der Pyrrhonismus stützte, einzig in der Vorbereitung zu finden. Zudem beinhaltet das Werk eine Zusammenfassung der Schriften des phönizischen Priesters Sanchuniathon sowie Diodorus Siculus’ Darstellung der Reise von Euhemeros zur Insel Panchaia, wo Euhemeros nach eigener Behauptung die „wahre Geschichte der Götter“ gefunden haben soll.Mit einer solchen Themenbandbreite zusätzlich zu Eusebius’ eigenen Argumenten für das Christentum war die Vorbereitung ein sehr umfangreiches Werk. Insgesamt besteht es aus 15 Büchern, die alle vollständig erhalten sind. Die Reihe wird deshalb so sehr geschätzt, weil es sich dabei um die „Editio princeps“ der Vorbereitung auf das Evangelium handelt, also um die erste Druckausgabe, nachdem sie zuvor nur als handschriftliches Manuskript oder als Manuskriptkopie existierte. Der Inhalt wurde 1544 in Paris gedruckt, bevor 1546 in Bologna ein besonderes Einbandset dafür angefertigt wurde. Für unser Motiv Carta Condé Evangeline haben wir den edlen Einband aus rotem Saffianleder mit kunstvollen Ornamenten und Arabesken gewählt, der Band 15 der Anthologie ziert.